Bürgerstiftung wird Flügel-Pate beim Mozartfest

Juni 2018 Der Steinway Konzertflügel D des Mozartfestes aus dem Jahre 1980 – ein großartiges Instrument mit Elfenbeintastatur und mit einem Höchstmaß an Handarbeit gefertigt – war in die Jahre gekommen und schon lange in den Probensaal verbannt, weil für die notwendige Überholung keine Mittel zur Verfügung standen. Da jedoch alle Künstler, die auf ihm in der Vergangenheit gespielt hatten, begeistert von seinem klanglichen Charakter waren, war es den Organisatoren vom Mozartfest schon seit längerem ein besonderes Anliegen, diesen Flügel wieder konzerttauglich aufarbeiten zu lassen.
Um dieses Vorhaben zu realisieren, startete der Freundeskreis Mozartfest e.V. im Frühjahr 2018 einen besonderen Spendenaufruf und konnte so 12.000 €, das ist ungefähr die Hälfte der für die Reparatur erforderlichen Kosten, einnehmen. Die Bürgerstiftung Würzburg und Umgebung beteiligte sich ebenfalls an dieser Aktion und übernahm eine „Flügel-Patenschaft“ für das wertvolle Instrument in Höhe von 500 Euro.
Die Scheckübergabe durch den Vorsitzenden des Freundeskreises Mozartfest e.V., Franz Erich Kollroß fand anlässlich des ersten Konzerts auf dem erneuerten Instrument mit dem Pianisten Pierre-Laurent Aimard im Rahmen des Mozartfestes statt.
Vor dem Konzert wurden interessierte Spender von Burkard Olbrich, hauptamtlicher Klavierbaumeister der Hochschule für Musik Würzburg, auf unterhaltsame Weise in die Geheimnisse der Klangerzeugung im Konzertflügel eingeführt.
Ungefähr 15.000 Teile werden für den Neubau eines Konzertflügels benötigt, allein die 88 Tasten bestehen aus circa 7.000 Einzelteilen, also fast 100 für die Mechanik jeder einzelnen Taste. Kein Wunder also, dass die Fertigung eines neuen Konzertflügels ungefähr ein Jahr dauert und für notwendige Überarbeitungen ein Zeitraum zwischen sechs Wochen und einem halben Jahr veranschlagt werden muss.
Erstaunt erfuhren die Zuhörer von Herrn Olbrich, dass jeder einzelne Hammerkopf, der den Ton durch Anschlagen an der darüber gespannten Saite erzeugt, aus einem dreiviertel Meter kuschelig weichem Filz besteht, welcher zunächst zu einer Art Platte ganz fest zusammengepresst und dann mit einem Druck von 30 Tonnen um den Hammerstiel herum gedrückt wird.
Eine komplizierte Konstruktion aus Schrauben und Hebeln sorgt dann „gleitend, reibend und drehend“ dafür, dass beim Anschlagen der Taste durch den Pianisten ein ganz bestimmter Ton entsteht. Bruchteile von Millimetern bei der Einstellung der Schrauben, der Härte des Filzes oder der Länge der einzelnen Hebel beeinflussen den Klang des Instruments hierbei zum Teil erheblich.
Der ebenfalls anwesende Klavierbaumeister und Cheftechniker der Klaviermanufaktur Steingraeber & Söhne, Anton Daum, der den Würzburger Flügel an diesem Abend für Pierre-Laurent Aimard vorbereitet hatte und bereits mit vielen international bekannten Pianisten und Pianistinnen zusammengearbeitet hat, erzählte anschaulich, wie es gelingt, den für jeden Künstler wichtigen eigenen Klang aus einem Instrument, welches dieser ja nicht regelmäßig spielt, herauszuholen.
Wir freuen uns, dass der Konzertflügel des Mozartfestes Würzburg nun wieder in vollem Klang erklingen kann und hoffentlich vielen Menschen Freude bereiten wird.
Zur Scheckübergabe vor dem Konzert siehe auch Main Post v. 22.06.2018
Bildunterschrift Foto oben: v.l.n.r. Katharina Strein, Geschäftsführerin Mozartfest, Burkard Olbrich, hauptamtlicher Klavierbaumeister Hochschule für Musik Würzburg, Lucia Rühling, Kuratorium Bürgerstiftung und Evelyn Meining, Intendatin Mozartfest (Foto: Markus Sotirianos)