Mehr Chancen für Kinder
Bürgerstiftung Würzburg und Umgebung initiiert neues Bildungsbündnis ’Würzburger Bildungsfonds‘
Juni 2016 Bildung ist Zukunft – doch nicht alle Kinder und Jugendliche aus Würzburg und Umgebung haben aufgrund ihres sozialen und familiären Umfelds die gleichen Bildungschancen. Darum startet die Bürgerstiftung Würzburg und Umgebung ab dem kommenden Schuljahr 2016/17 ein für die Region neues und innovatives Projekt: den Würzburger Bildungsfonds.
Mehr Chancen für Kinder – für dieses Ziel wird sich der neue Fonds stark machen und benachteiligte Kinder und Jugendliche in Grund- und Mittelschulen unbürokratisch und schnell fördern. Der Bildungsfonds soll auf Dauer in Würzburg bestehen und langfristig die Kräfte vieler Partner zu einem großen Bündnis zusammenschließen. Durch ihn können alle helfen, die sich für benachteiligte Kinder stark machen wollen.
25.000 Euro und fünf starke Gründungspartner
Die Bürgerstiftung Würzburg und Umgebung stellt für das erste Jahr 25.000 Euro bereit und hat sich für einen erfolgreichen Start des Projekts starke Partner ins Boot geholt, die sich in Zukunft gemeinsam für mehr Bildungsgerechtigkeit in Würzburg und der Region einsetzen wollen.
Die Stadt Würzburg, vertreten durch das Kultur-, Schul- und Sportreferat, stand von Anfang an beratend zur Seite und sichert dem Projekt volle Unterstützung zu. „Die Idee des Bildungsfonds ist so einfach wie notwendig: Kein Kind soll auf Grund seiner sozialen Herkunft in seinen Bildungschancen und Möglichkeiten benachteiligt sein. Der Bildungsfonds der Bürgerstiftung Würzburg und Umgebung kann genau da einen wichtigen Beitrag leisten, wo staatliche Förderung aufhört und familiäre Unterstützung oft nicht ausreicht“ sagt Muchtar Al Ghusain, Leiter des Kultur-, Schul- und Sportreferats der Stadt Würzburg.
Professor Dr. Heinz Reinders vom Lehrstuhl Empirische Bildungsforschung der Universität Würzburg und ebenfalls Mitglied der Initiativgruppe, stimmt dem zu: „ Bildung ist wegweisend für den persönlichen Werdegang und der Schlüssel zum eigenen Erfolg. Jeder Schritt hin zu einer größeren Bildungsgerechtigkeit ist ein wichtiger Schritt zur persönlichen Selbstverwirklichung und zur gesellschaftlichen Teilhabe jedes Einzelnen.“ Er wird das Projekt auch weiterhin wissenschaftlich begleiten.
Fünf Schulen starten im nächsten Schuljahr
Fünf Grund- und Mittelschulen aus Würzburg und Umgebung wurden in Zusammenarbeit mit dem Staatlichem Schulamt Würzburg, vertreten durch den leitenden Schulamtsdirektor Herrn Erwin Pfeuffer, für den Start ausgewählt:
Ab dem Schuljahr 2016/2017 erhalten die
- Adalbert-Stifter-Grundschule Würzburg Zellerau
- Grundschule Würzburg-Dürrbachgrund
- Gustav-Walle-Mittelschule
- Grund- und Mittelschule Margetshöchheim
- Grundschule Giebelstadt
jeweils einen finanziellen Betrag zur eigenen Verwendung. Die Gelder können dann vor Ort von den Lehrkräften eigenständig zur Individual- oder Gruppenförderung von bedürftigen Schülern eingesetzt werden. Sie kennen ihre Schülerinnen und Schüler am besten und erkennen früh, welches Kind gefördert werden sollte. Die Unterstützung erfolgt schnell und unbürokratisch und ohne langwieriges Antragsverfahren, in speziellen Dokumentationsbögen wird lediglich festgehalten, für welche Maßnahmen jeweils Geld ausgegeben wird. Sozialpädagogen achten darauf, dass nichts finanziert wird, wofür es einen gesetzlichen Anspruch oder private Fördertöpfe, wie z.B. Fördervereine, gibt. Denn der Bildungsfonds soll auf keinen Fall Ersatz für staatliche Förderung sein, sondern darf immer nur nachrangig eingesetzt werden. Langfristig sollen ehrenamtliche Standort-Paten die mitmachenden Schulen betreuen und unter anderem den zweckgerichteten Einsatz der Fördermittel kontrollieren.
Breiter Förderkatalog für benachteiligte Kinder und Jugendliche
Nach einer intensiven Vorbereitungsphase hat die Bürgerstiftung im Juni die Schulleitungen und interessierte Lehrkräfte aller fünf Schulen sowie die Gründungspartner des Bildungsfonds zu einer ersten gemeinsamen Gesprächsrunde eingeladen. Die Pädagoginnen und Pädagogen begrüßten vor allem den breiten Förderkatalog des Bildungsfonds: Die Verbesserung der Lernentwicklung und die Sprachförderung können neben Gesundheits- und Bewegungsangeboten genauso finanziert werden wie gezielte Unterstützung, um den Klassen- oder Schulübertritt zu schaffen. „Manchmal reichen schon ein paar Nachhilfestunden aus, damit ein Kind das Schuljahr doch noch schafft. Diese Unterstützung kann aber oft von den Eltern nicht gegeben werden, dann geht der Lebensweg für diese Kinder schon in jungen Jahren in eine andere Richtung“, sagt Lucia Rühling, die den Bildungsfonds als ehrenamtliche Projektleiterin für die Bürgerstiftung organisiert und Ansprechpartnerin für alle Fragen ist. Sie hat bis zu ihrem Umzug nach Würzburg fünf Jahre bei der ältesten Bürgerstiftung Deutschlands, der Bürgerstiftung Gütersloh, gearbeitet. Durch ihren ehrenamtlichen Einsatz dort hat sie erfahren, wie wirkungsvoll bürgerschaftliches Engagement sein kann.
Weiterer Bündnispartner der ersten Stunde ist die IHK Würzburg-Schweinfurt. Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Max-Martin W. Deinhard sagt: „Das ist ein tolles und wichtiges Projekt, welches die IHK sehr gerne unterstützt. Denn Bildung als Prozess lebenslangen Lernens steht ja auch auf unserer Agenda ganz weit oben.“
Weitere Spender und Projektpaten gesucht
„Allen Kindern in Würzburg und der Region ein kleines Stück mehr Chancengerechtigkeit mit auf dem Weg ins eigene, selbstbestimmte Leben zu geben – das war und ist die Triebfeder für die Entwicklung und Umsetzung dieses neuen Projekts, welches in anderen Städten, z.B. Lübeck, Rheda-Wiedenbrück und Bonn schon seit einigen Jahren mit großem Erfolg läuft“, sagt Joachim Erhard vom Vorstand der Bürgerstiftung Würzburg und Umgebung. „Anlässlich des 10-jährigen Bestehens der Bürgerstiftung in diesem Jahr haben Vorstand und Kuratorium deshalb beschlossen, die Idee des Bildungsfonds nun auch in Würzburg zu etablieren und hoffen auf breite Unterstützung von Seiten anderer Stiftungen, Unternehmen, Organisationen und Privatpersonen. „Es ist unser Ziel, langfristig ein starkes Bündnis für Bildung in Würzburg aufzubauen, um benachteiligte Kinder und Jugendliche zu fördern“ sagt Erhard. „Jeder ist willkommen, durch eine einmalige oder regelmäßige Spende dazu beizutragen, dass der Etat des Bildungsfonds langfristig sichergestellt ist und kontinuierlich anwachsen kann. Denn in Zukunft sollen natürlich weitere Schulen hinzukommen, damit möglichst viele junge Menschen, egal welcher Herkunft, die gleichen Chancen auf gute Bildung, einen Platz in unserer Gesellschaft und eine sichere Zukunft haben.“
Bildunterschrift: Prof. Dr. Heinz Reinders, Lehrstuhl Empirische Bildungsforschung, Universität Würzburg, Max-Martin W. Deinhard, stellv. Hauptgeschäftsführer IHK Würzburg-Schweinfurt, Schulamtsdirektor Erwin Pfeuffer, Staatliches Schulamt Würzburg, Muchtar Al Ghusain, Kultur-, Schul- und Sportreferent der Stadt Würzburg, Projektleiterin Lucia Rühling und Stiftungsvorstand Joachim Erhard