Bürgerstiftung ermöglicht neues Therapieangebot
Khalil lebt auf dem Mainwiesenhof in Ochsenfurt und hat auf den ersten Blick ein schönes Pferdeleben bei Menschen, die dem aus Spanien stammenden Rappen mit Verständnis begegnen.
Dass das nicht immer so war zeigt er jedoch deutlich. Khalil hat viel Angst und fasst nur sehr schwer Vertrauen, obwohl er schon lange in Sicherheit ist. Damit ist Khalil nicht alleine, denn auch viele Bewohnende des AWO Johanna- Kirchner- Hauses in Marktbreit hatten im Laufe Ihres Lebens Erfahrungen machen müssen, die sie hohe Mauern errichten ließen, die noch in der Gegenwart den Blick auf eine lebenswerte Zukunft erschweren. Die Idee, die Bewohnenden des Johanna- Kirchner- Hauses und Khalil gemeinsam den Weg in die Richtung eines unbeschwerten Lebens gehen zu lassen, bietet sich aus mehreren Gründen an.
Khalil nimmt in diesem Projekt nicht vorrangig die Rolle des Therapeuten, sondern vor allem die Rolle des Partners auf Augenhöhe ein. Die Bewohnenden des Johanna- Kirchner- Hauses befinden sich den Großteil ihres Lebens in der Rolle des Menschen, um den sich gekümmert werden muss, haben jedoch genauso das Bedürfnis, Fürsorge zu geben. Fürsorge, die Khalil dringend braucht. Für die Bewohnenden kann Khalil zu einem ehrlichen und urteilsfreien Spiegel werden, der Ihnen dabei hilft, in Kontakt mit ihrer Gedanken- und Gefühlswelt zu kommen. Ein Ort, der für die meisten Klienten über die Jahre zu einem schwer zugänglichen und nicht kontrollierbaren Wald aus Sorgen und Ängsten geworden ist. Es sollen jedoch nicht nur die Hindernisse, sondern auch die besonderen Fähigkeiten der Teilnehmenden benannt und gefördert werden.
Ein organisatorischer Vorteil des Mainwiesenhofs für die Klienten ist, dass dieser sehr gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar ist und somit eine positive Auswirkung auf die Außenorientierung und die Förderung der Selbstständigkeit haben wird.
Während der Mainwiesenhof die Anlage und das Therapiepferd zur Verfügung stellt, stellt das Johanna-Kirchner- Haus das durchführende Personal zur Verfügung. Die beiden Parteien kooperieren bereits seit rund zwei Jahren im Rahmen von tagesstrukturierenden Maßnahmen. So gehen derzeit drei Bewohnende täglich einer arbeitsähnlichen Tätigkeit auf dem Mainwiesenhof nach. Da beide Parteien von dieser Zusammenarbeit profitieren und viele Klienten den Wunsch nach einem tiergestützten Angebot äußerten, entstand der Wunsch nach einer Intensivierung der Zusammenarbeit.
Die Bürgerstiftung möchte das Johanna-Kirchner-Haus der AWO bei der Eröffnung dieser neuen therapeutischen Möglichkeit unterstützen und übernimmt die Kosten für die Nutzungsgebühr der Anlage und des Schulpferdes in Höhe von 1.080 Euro für ein Jahr.
Bildunterschrift: Stiftungsvorstand Joachim Erhard, Anastasia Tschernjawski, AWO Bezirksverband Unterfranken (AWO Johanna- Kirchner- Haus) und Annette Yüksel, Geschäftsführerin Mainwiesenhof, Foto: Heiko Koenigstein